Blasen & Darmmanagement

Komplette Tetraplegie C4

Eine der schwerwiegendsten Folgen von Querschnittlähmung ist der Verlust der Blasen- und Darmfunktionen.

 

Blasenmanagement

Selbstkatheterismus ist durch die nicht vorhandenen Handfunktionen bei dieser Lähmungshöhe keine Möglichkeit zur Blasenentleerung.

 

Bereits vor 23 Jahren wurde bei meinem Mann ein Zystofix gelegt. Seine Lebenserwartung wurde aufgrund dieser Ableitung so auf ca. Maximum drei Jahre geschätzt. Diese Aussage können wir widerlegen.

 

Unter aseptischen / sterilen Bedingungen wird sein Zystofix alle 5-6 Wochen zu Hause durch eine instruierte, erfahrene Pflegefachfrau gewechselt.

 

Eine hohe Trinkmenge (4-5 l/d) spült die Blase regelmässig, und vermindert somit eine häufige Komplikation, den Harnwegsinfekt.

Tipp: Brennesselblätter Tee wirkt harntreibend.

 

Darmmanagement

Urs hat eine spastysche Darmlähmung

 

Im Normalfall läuft die Stuhlentleerung (Defäkation) reflexartig ab. Sie  lässt sich jedoch willentlich beeinflussen. Via Nervenbahnen gelangen Impulse zum Defäkationszentrum im Rückenmark, wenn der Enddarm (Ampulle) genügend gefüllt und gedehnt ist. Im Grosshirn wird die Empfindung «Stuhldrang» ausgelöst. 

Das Defäkationszentrum steuert die Muskulatur des Enddarms. Diese lässt den inneren Schliessmuskel erschlaffen. Zugleich spannt sich die äussere Muskulatur des Enddarms an. Der Stuhlgang wird nach aussen getrieben. Eine anhaltende Anspannung von Zwerchfell und Bauchmuskeln unterstützt den Vorgang. Es ist deshalb möglich, die Stuhlentleerung über eine gewisse Zeit hinauszuzögern, denn der äussere Schliessmuskel lässt sich willentlich anspannen. 

 

Darmentleerung bei Querschnittgelähmten

Dehnungsrezeptoren an der Darmwand registrieren die Information über den Füllungszustand des Enddarmes. Normalerweise wird diese Information via Defäkationszentrum ans Gehirn weitergeleitet. Durch die Läsion im Rückenmark gelangt die Information «Stuhldrang» nicht vom Darm ins Rückenmark. Die Stuhlentleerung  kann nicht mehr willentlich gesteuert werden. Die Betroffenen verspüren keinen Stuhldrang mehr.

 

Schlaffe Darmlähmung

Das Gehirn kann die Stuhlentleerung also nicht mehr willentlich steuern. Die Darmwand transportiert den Stuhlgang nicht weiter. Der äussere Schliessmuskel ist schlaff und kann den Stuhlgang nicht zurückhalten. Bei einer schlaffen Darmlähmung kommt es deshalb häufig zu Inkontinenz. Um dies zu verhindern, ist tägliches Abführen des Stuhles notwendig.

 

Spastische Darmlähmung

Durch die Läsion im Rückenmark gelangt die Information «Darm gefüllt» nicht bis zum Gehirn. Das Defäkationszentrum sendet die Information unmittelbar an die Darmmuskulatur zurück. Die Betroffenen können die Stuhlentleerung ebenfalls nicht mehr willentlich steuern. Die Darmwand transportiert den Stuhlgang weiter. Der Schliessmuskel bleibt aber geschlossen. Bei einer spastischen Darmlähmung ist es möglich, den Darm zu trainieren. Sodass der Darm nur alle zwei Tage entleert werden muss. Ernährungsgewohnheiten sowie Trinkmenge beeinflussen den Stuhlgang.

 

Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass dem Patienten in jeglicher Situation seine eintrainierte adäquate Darmentleerung ermöglicht wird. So mancher Patient mag lästig erscheinen, wenn er auf gewisse Dinge besteht, und die eine oder andere Pflegeperson sieht dadurch vielleicht ihr Wissen und Können infrage gestellt. Es ist aber sicherlich kein Eingestehen von Schwäche, wenn man auf eine querschnittgelähmte Person hört, die über ihre optimale Versorgung zweifellos am besten Bescheid wissen kann.

 

Ein gutes Darmmanagement beugt Komplikationen vor und es hilft, dass die Betroffenen am Alltag teilhaben können.